Donnerstag, 10. November 2005

TAG 17, SAMSTAG

Gestern Abend habe ich meine Mutter vom Bahnhof abgeholt und heute den ganzen Tag mit ihr verbracht. Auch wenn es schön ist, sie zu sehen – heute komme ich mir den ganzen Tag als Anstaltsinsasse vor, als Psycho. Ich schau durch ihre Augen auf mich drauf und versuche gleichzeitig, den Eindruck zu erwecken, dass mir das hier gut tut während ich mir innerlich ihre Fragen stelle. „Hilft es ihm?“, „Was wird danach?“, „Wie kommt er wieder auf die Beine?“ Und ich weiß es nicht. Ich lebe in dieser Blase namens Fachklinik, von der ich meine Zukunft abhängig gemacht habe und habe keinen Schimmer, was als nächstes, geschweige denn übernächstes passieren soll.
Je repars á zero?
An dieser Stelle, Überblendung zu Großaufnahme einer stark geschminkten im Stile einer Eislauftrainerin streng gescheitelten Nina Hagen, die Augen (getuscht mit schwerstem grobkörnigen Glitzerstaub) geschlossen, Sphärenklänge wie Frank B.s Klingelton, den ich mal beschrieben habe „wie die Erektion eines Engels“, Hagens signalroter Mund öffnet sich:

Ich weiß es wirrrd einmal ein Wunder gescheh´n
Und dann werden tausend Märchen wahr...

Ich habe keine Zukunftspläne außer, dass ab 18.8.2005 bitte einfach alles wie geschmiert läuft. Dass ich mit meinen und für meine Projekte und Produkten endlich wertgeschätzt, sprich fürstlich entlohnt werde. Sonst habe ich keine Idee. Und, obwohl ich die Arbeit der Therapeuten und der anderen Mitarbeiter hier hoch schätze – ich glaube auch nicht, dass mir jemand eine Idee liefern wird. Wenn Du eine helfende Hand brauchst, schau an Deinem Arm entlang.
I´m not there yet.

Festzuhalten: Aufgrund des Ankommens der Außenwelt (Mum) in der Binnenwelt (Fachklinik) wackelt die Innenwelt. Und das fühlt sich nicht gut an.

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42 DAYS

Sozialphobie ist die dritthäufigste psychische Störung nach Depression und Alkoholismus. Unser Protagonist leidet seit vielen Jahren an dieser Erkrankung. Nachdem ihn die Phobie beruflich und in viererlei Hinsicht auch privat ins Aus katapultiert hat, beschließt er, sich in Behandlung zu begeben. Und weil er es sich nicht leicht machen will und an radikale Methoden glaubt, begibt er sich für eine sechswöchige REHA-Maßnahme in eine Fachklinik für psychosomatische Erkrankungen. An eines hat er jedoch nicht gedacht: dass die Kliniksituation an sich, die ständige Konfrontation mit Patienten und Pflegepersonal, zunächst einmal Futter für seine Ängste sein wird. Anstatt sich in der Klinik aufgehoben zu fühlen, schlägt er dort zunächst ziemlich hart auf.

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Zuletzt aktualisiert: 18. Jul, 21:25

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