TAG 10

Ruhe. Alleinsein. Wally Lamb´s „She´s come undone“ zu Ende gelesen, Harry Potter 6 in der Post. Heut Vormittag hat mich M. zu einer Fahrradtour um den Tiefwarener See überredet – sehr nett, sehr idyllisch. Den Rest des Tages verbringe ich mit Lesen bis ich endlich ein Internetcafé in einem Jugendzentrum entdeckt habe, in dem ich unproblematisch Zugriff auch auf Seiten mit pornografischem Inhalt habe – Gayromeo. Danach will ich einfach nur einmal ein alternatives Abendessen und hole mir am Hafen einen vegetarischen Döner. Ich sitze am Springbrunnen und sehe Patienten vorbeilaufen und freue mich, dass sie mich nicht sehen. Dann geht C. den Weg entlang – auch ein Patient, ein sympathischer, angenehmer Mensch. Er setzt sich zu mir und wir quatschen – kommen ins Lästern über die zum Teil unzumutbaren Frauen, die neidisch über die (in ihren Augen) viel zu wenig vorhandenen Männer und deren ihnen zu erweisende Gunst wachen. Als Hetero (noch dazu nicht unattraktiv) hat er es schwerer als ich. Ich muss mich weder dem Trupp der traurigen Alphamännchen der Team 2-Hetenmänner anschließen, noch als Objekt der Begierde vor den Damen retten. (Es ist aber sicherlich eine Frage der Zeit bis eine Hetera meint, mich bekehren zu müssen, was sie noch tiefer in ihre Depression stürzen wird, aus der sie nicht mehr aufwachen konnte, seit sie ihr Freund/Verlobter/Ehemann mit einer Jüngeren/Hübscheren/Hässlicheren/Dümmeren betrog. Same old same old.)

Die Neue von neulich hat sich für ihren abwertenden Spruch betreffs der Modekrankheit Sozialphobie entschuldigt. Ich muss langsam aufpassen, wem ich was sage, denn garantiert haben ihr die Buschtrommeln meine Genervtheit betreffs ihrer Bemerkung gemeldet. Genauso wie sicherlich auf dem Hügel schon bekannt war, dass der Hetero und der Schwule am Hafen sitzen und Kaffee trinken. Was für C.s Ruf ganz andere Konsequenzen haben könnte als für meinen.

Manchmal macht Sozialphobie Sinn.

Im Hafen wird wieder Livemusik gemacht. Wenn ich heute noch einmal „Über sieben Brücken musst Du geh´n“ höre, bastele ich mir einen Molotov-Cocktail. (Merke: Vorschlag an die Ergotherapie.)

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42 DAYS

Sozialphobie ist die dritthäufigste psychische Störung nach Depression und Alkoholismus. Unser Protagonist leidet seit vielen Jahren an dieser Erkrankung. Nachdem ihn die Phobie beruflich und in viererlei Hinsicht auch privat ins Aus katapultiert hat, beschließt er, sich in Behandlung zu begeben. Und weil er es sich nicht leicht machen will und an radikale Methoden glaubt, begibt er sich für eine sechswöchige REHA-Maßnahme in eine Fachklinik für psychosomatische Erkrankungen. An eines hat er jedoch nicht gedacht: dass die Kliniksituation an sich, die ständige Konfrontation mit Patienten und Pflegepersonal, zunächst einmal Futter für seine Ängste sein wird. Anstatt sich in der Klinik aufgehoben zu fühlen, schlägt er dort zunächst ziemlich hart auf.

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