TAG 16

Ich war gestern noch mit K. essen – K. ist die Frau, die an meinem ersten Samstag wegen Fehlgeburt ins Krankenhaus musste. Das Gespräch war angenehm und wir sind uns in vielen Dingen einig – zum Beispiel, dass wir uns auf das bodenlose Niveau der Nerv-Prolls nicht hinunterziehen lassen wollen. Gut zu wissen, dass C. und sie auch von der Aldi-Atmosphäre abgeturnt sind. Wir hatten mit gestressten Managern, verzweifelten Pop-Sternchen und vielleicht Jessica Stockmann-Stich oder vielleicht Chiara Ohoven gerechnet, nicht mit Hartz 4 und Überbrückungsgeld-Kur-Profis in KIK-Textil-Diskonter--Flip Flops. Nachdem gestern mein Hauptthema Selbstbild und wie ich wirklich auf andere wirke war, kam diesbezüglich eine sehr interessante Neuigkeit von K.
„Menschen wie Du – schöne Menschen, sensible Menschen – die werden doch in dieser Gesellschaft plattgemacht.“
Das sollte ich Frau H. in der nächsten Sitzung erzählen: Schön ist nicht das erste Attribut, das ich mir zuordnen würde.

Harry Potter 6 zu Ende gelesen. Wenn es in Teil 7 wieder keinen Schwulen gibt, boykottiere ich die Rowling.
Konnte nicht einschlafen. Jürgen hat einen Benachrichtigungszettel für ein Einschreiben in meinem Briefkasten gefunden. Jetzt rätsele ich, wer mir ein Einschreiben schicken mag... Finanzamt? Irgend eine Mahnung? Aber von wem?? Eine Abmahnung für meinen Blog? Gestern war ich den ganzen Tag weitestgehend symptom – sprich schweißfrei, das sieht seit dem Telefonat mit Jürgen anders aus. Aber so ist sie, die wahre Welt da draußen, sie stresst mich. Auch der Gedanke an den Besuch meiner Mutter, die ich gegen Abend am Bahnhof abhole. Einerseits freue ich mich, sie zu sehen, andererseits ist mir nicht nach Entertainmentprogramm, zumal das Wetter hier immer noch außer Rand und Band ist. Regen, Sonne, Platzregen, Sonne. Hat der Wettergott eine bipolare Persönlichkeitsstörung?

Dass ich gestern symptomfrei war – hat das was mit meinem Muskelentspannungstraining zu tun? Ich glaube daran, dass ich meinem Geist über den Körper klar machen kann, dass es neben der Anspannung auch eine Entspannung geben muss. Und dass er von der permanenten Anspannung einfach mal absehen sollte.
wasserfrau - 9. Nov, 19:29

Einschreiben

Das kenne ich... dieses Gefühl, wenn man ein Einschreiben bekommt,bis man es in Händen hält dann fast kein Mensch mehr ist. Zu blöd, wie die verwaltete Welt mitten ins zarte Unbewusste schlagen kann. Eigentlich unverständlich, wenn man weiß, das man eigentlich nichts verbrochen hat ... und doch.
Als mein Bruder eines plötzlichen grausamen Todes starb, da haben mich in meinem traumatisierten Zustand zwei Dinge gestört: Menschen, die einfach auf der Straße kichern und lachen, als wär nix. Aber vor allem: Dass mir der Briefkasten weiterhin vollgekippt wird von Vermietern, Ämtern, Rechnungen... In existentiellen Situationen ist man richtig gehend schockiert, dass das das einzige bedrohliche Kontinuum ist. Damals wollte ich ans Meer in eine Hütte - und mich entziehen. Weil diese deutsche Welt noch nicht mal dem zudringlichsten Gefühlsstrom Zeit und Ruhe lässt. Dummerweise habe ich es nicht gemacht.

BatesMotel - 10. Nov, 09:17

und ich hatte gedacht, ich sei in einem geschützten raum! aber eine wichtige lektion der klinikerfahrung: der geschützte raum spuckt einen wieder aus und die realität startet neu und schonungslos durch. man kann nur hoffen, zuvor etwas kraft und ruhe getankt zu haben. ruhe hatte ich in w. ganz sicher nicht, aber kraft habe ich getankt.

am tag des todes meines großvaters lief im haus ein ferseher. es lief loriot. mein innerstes sagte auch, wie können die das jetzt zeigen?

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Sozialphobie ist die dritthäufigste psychische Störung nach Depression und Alkoholismus. Unser Protagonist leidet seit vielen Jahren an dieser Erkrankung. Nachdem ihn die Phobie beruflich und in viererlei Hinsicht auch privat ins Aus katapultiert hat, beschließt er, sich in Behandlung zu begeben. Und weil er es sich nicht leicht machen will und an radikale Methoden glaubt, begibt er sich für eine sechswöchige REHA-Maßnahme in eine Fachklinik für psychosomatische Erkrankungen. An eines hat er jedoch nicht gedacht: dass die Kliniksituation an sich, die ständige Konfrontation mit Patienten und Pflegepersonal, zunächst einmal Futter für seine Ängste sein wird. Anstatt sich in der Klinik aufgehoben zu fühlen, schlägt er dort zunächst ziemlich hart auf.

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